Karin Frei (Katalogtext, Sammlung Zürich Agrippina)

Für seine Werkserie der "Screen Paintings" geht Gert Rappenecker von Bildern aus Spielfilmen aus. Er "friert" die ausgewählten "Film Stills" in den Computer "ein" und malt sie digital mit individuellem Malgestus (mit der Maus) nach: Die dadurch erhaltenen digitalen Daten werden mittels Paint Jet Verfahren auf Leinwand übertragen. [...]
Durch die zahlreichen Arbeitsschritte bringt Rappenecker unterschiedliche Techniken und künstlerische Medien zusammen. Technik- und Medien-bedingte Inhalte und Materialien werden miteinander verbunden, so dass die jeweiligen Qualitäten der einzelnen Elemente wie Film, Computer, Malerei, Projektion usw. zu einem neuen Ganzen verschmelzen und neue Inhalte und Bedeutungen generieren. [...] Durch das Aufeinandertreffen von subjektivem Gestus und digitaler Technik erfährt das Bild des Massenmediums Film eine Individualisierung und erzählt neue Geschichten von unendlich assoziativem Reichtum. Der Film als Ursprung ist bekannt, Rappeneckers Bild lebt aber nur am Rande von dessen inhaltlichen Bezügen. [...]
Die Bearbeitung des Filmbildes am Bildschirm, das Druckverfahren auf Leinwand dienen dem Künstler nicht nur dazu, subtile Realitätsverschiebungen zu erzielen, sondern auch Distanz zu erzeugen. Sie sind technisch so weit vom Medium des Films entfernt, dass das neue Bild ausser dem Motiv nichts mehr mit dem ursprünglichen Filmbild gemein hat. Diese Distanzierung - medialer, technischer wie inhaltlicher Art -, gekoppelt mit dem Moment des Stillstands, in den das Filmbild eingefroren ist, bewirkt eine Entrücktheit, welche den Betrachter innehalten und gleichzeitig eine starke Anziehung und Verführungskraft verspüren lässt. Das mediatisierte Filmbild wird zum emotionalen Erlebnisbild.


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SCREEN PAINTINGS
(Auswahl)
1999-2002

Paint Jet auf Leinwand
Masse variabel